Im antiken Griechenland durften nur frei geborene Männer den Beruf des Arztes und Heilers erlernen. Frauen und Sklaven blieb dies verwehrt.
Was machte also eine Frau, deren größter Traum es war, Geburtshelferin zu werden? Sie gab ihre weibliche Identität auf, verkleidete sich kurzerhand als Mann und ging in die Lehre.
Nur weil wir einer Gruppe angehören, die historisch gesehen immer diskriminiert wurde, soll es uns nicht davon abhalten, unser Talent voll auszuschöpfen, das tun, was wir wirklich wollen.
Agnodike wurde ein begabter Arzt -ihre weibliche Identität musste auch nach der Ausbildung verborgen bleiben. Durch ihr Einfühlungsvermögen und ihre Fachkompetenz war sie bei den Athenerinnen sehr beliebt.
Bei ihren männlichen Kollegen stieß sie auf wenig Gegenliebe. Ihre Beliebtheit bei den Frauen weckte den Neid ihrer männlichen Kollegen, die Agnodike weiterhin für einen Mann hielten. So warf man ihr vor, sich an den Patientinnen zu vergehen, sich unangemessen und unmoralisch zu verhalten.
Nun wurde Agnodike angeklagt. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihre wahre Identität preiszugeben und so den Gerüchten den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Wenn du immer versuchst normal zu sein, wirst du niemals erfahren, wie besonders du sein kannst.
Doch nun hatte sie ein weiteres Problem: Als Frau durfte sie nach geltendem Recht nicht praktizieren. Sie hätte den Beruf der Ärztin nie erlernen dürfen! Hilfe kam von den Athenerinnen, die drohten, ihre Männer zu verlassen, wenn Agnodike verurteilt würde.
Doch ihre medizinischen Leistungen wurden anerkannt. Sie durfte weiter arbeiten, nun als Ärztin, ohne ihre wahre Identität zu verbergen. Allerdings durfte sie nur Frauen behandeln.
Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts.
Und noch eine Veränderung brachte Agnodike dem antiken Griechenland: Die Gesetze wurden geändert und von nun an durften auch frei geborene Frauen in Heilberufen ausgebildet werden.
Literaturhinweise: