Aktivistin, Feministin, Kapitalismuskritikerin, Kommunistin und Philosophin. Wie die Afro-Amerikanerin Angela Davis zu Unrecht inhaftiert und zur Ikone der DDR wurde.
Angela Davis (*1944) war unter den ersten nicht-weißen Frauen der USA, die einen Doktor in Philosophie erlangte. Für ihren Einsatz für mehr Gerechtigkeit wurde sie in einen Schauprozess verwickelt, der mit ihrem Todesurteil enden sollte.
Doch der Reihe nach. Angela Davis wuchs inmitten der Rassentrennung auf: Ungleichheit in Bildung, bei Bürgerrechten, Polizeischutz, Wahlrecht oder Wohnungssuche waren allgegenwärtig. Ihre Eltern waren eine der ersten nicht-Weißen, die in ein ursprünglich von Weißen bewohntes Wohngebiet zogen. Weitere Familien folgten ihrem Beispiel. Da die Häuser von nicht-Weißen oft in die Luft gesprengt wurden, erhielt das Wohngebiet den Beinamen “Dynamite Hill”.
Angela Davis fiel durch ihre Begabung auf, bekam Stipendien und studierte schließlich in den USA, Frankreich und Deutschland. Sie lernte die Theorien des Kommunismus kennen und wurde zu deren Anhängerin. Dann bekam sie eine Stelle als Dozentin an einer Universität in den USA.
Eine Kommunistin, auch noch dunkelhäutig, die an der Uni lehrte? Das passte nicht. Deshalb wurde versucht, sie von ihrer Dozentenstelle zu befreien, obwohl sie große Beliebtheit bei den Studenten genoss.
Sie setzte sich gegen Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Sexismus ein. Für manch einen galt sie als Person, die Männerarbeit verrichtete, denn eine Frau hatte nicht die Initiative zu ergreifen.
Zu ihrem eigenen Schutz erwarb sie legal Schusswaffen. Jedoch wurden diese entwendet und bei einer Geiselnahme, bei der Menschen ums Leben kamen, verwendet. Endlich schien eine Möglichkeit gekommen, diese “unliebsame Schwarze Kommunistin”, auch “rote Schwarze” betitelt, aus dem Weg zu räumen.
Das FBI stellte Angela Davis auf die Fahndungsliste, sie wurde festgenommen und verhaftet. 1972 fand ein Schauprozess statt, bei dem von vornherein feststand, dass sie zum Tode verurteilt werden würde. Doch dieses politische Komplott nahm einen völlig anderen Ausgang.
Menschen aus aller Welt solidarisierten sich mit Angela Davis. Diese weltweite Aufmerksamkeit führte dazu, dass ein annähernd fairer Prozess gehalten werden musste. Schlussendlich wurde sie freigesprochen.
Die Klassen- und Rassenjustiz fuhr eine herbe Niederlage ein. Vormals wollten sie mit dieser Aktion ein eindeutiges Exempel statuieren, nun standen sie da wie gebadete Pudel.
Den geplanten Schauprozess nutzte die DDR-Führung und schmiedete daraus eine einmalige PR-Kampagne. Angela Davis wurde in den USA ungerecht behandelt - das war ein wunderbares Plot, um von den Unterdrückungen in der DDR abzulenken und sich international als solidarische Gemeinschaft zu inszenieren.
In der DDR schrieben unzählige Menschen Briefe oder füllten Vordrucke aus, die an die inhaftierte Angela Davis geschickt wurden. Vor dem Gefängnis in den USA fuhren Lastwagen voller solcher Solidaritätsbekundungen vor. Der DDR-Führung war ein Propaganda-Coup gelungen.
Doch Angela Davis trat -und tritt noch heute- nicht nur für die Rechte aller ein, egal welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe usw. Sie verfasste auch philosophische Schriften.
Ihre zentralen Themen waren und sind die Abschaffung von Gefängnissen, Antirassismus, Gleichberechtigung und Kapitalismuskritik. Ihre wichtigsten Werke umfassen:
2017 hielt sie zum zehnjährigen Jubiläum des Collegium of Black Women Philosophers die Hauptrede. Diese Vereinigung setzt sich für die Sichtbarmachung “Schwarzer” Philosophinnen ein und möchte weitere Women of Color dazu motivieren, diesen Weg trotz bestehender Hindernisse zu gehen.
Literaturhinweise: