Pionierinnen

Volle Fahrt voraus

Volle Fahrt voraus

Die tollkühne Bertha Benz und die erste Fernfahrt mit der Erfindung ihres Mannes - wie eine Frau dem Automobil zum Siegeszug verhalf.

Bertha Benz (1849-1944) war eine Tochter aus gutem Hause, die vergeblich auf höhere Bildung hoffte. Dies würde nicht dem guten Ton entsprechen. Bei ihrer Geburt war sie erneut nicht der erhoffte Sohn, wie ihr Vater im Familienbuch festhielt. Doch sie schaffte als erster Mensch etwas Einzigartiges: die erste Fernfahrt mit einem motorbetriebenen Fahrzeug.

Durchhalten für den Erfolg

Bertha Benz saß also am Steuer des ersten Automobils und verhalf somit ihrem Mann und seiner Erfindung zu Weltruhm. Doch von der Vision dieses Wagens ohne Pferde bis zum weltweiten Siegeszug ging eine Durststrecke voraus. Dies umfasste nicht nur finanzielle Aspekte, sondern auch den Spott und Unverständnis der Gesellschaft.

Nach jahrelangem Tüffteln meldete Karl Benz im Jahre 1886 seine Motorkutsche zum Patent an. Doch der erwartete Erfolg blieb aus. Die Welt schien noch nicht bereit für diese Art der Technik. Da fasste Bertha Benz, Ehefrau des Karl Benz, einen tollkühnen Plan. Mit ihren zwei Söhnen unternahm sie die erste Fernfahrt, um zu beweisen, was dieses Fahrzeug konnte.

Erste Fernfahrt

Im August 1888 legten sie um die 100 Kilometer von Mannheim nach Pforzheim zurück. Manche Schaulustige waren beeindruckt, andere sahen darin Teufelswerk und wussten sich nicht anders zu helfen, als zu beten. Ihrem Mann informierte sie über diese Fahrt erst nach ihrem Erfolg, indem sie ihm am Abend ein Telegramm aus Pforzheim sandte.

Tankstellen gab es damals natürlich noch keine. Getankt wurde deshalb in der Apotheke. Dort beschaffte sich Bertha Benz Ligroin, sogenanntes Waschbenzin, das für den Antrieb benötigt wurde.

Allen Hindernissen zum Trotz

Bei Steigungen mussten sie aussteigen und schieben, doch das schreckte sie nicht ab. Vielmehr erwies sich Bertha Benz als sehr erfinderisch und praktisch veranlagt. So brachte sie mit einer Hutnadel oder mit einem Strumpfband das Fahrzeug wieder zum Laufen, als verstopfte Ventile oder abgenutzte Kabel ein Weiterfahren verhinderten.

Die Beobachtungen, die sie während dieser Fahrt machte, und die dazugehörigen Verbesserungsvorschläge floßen in spätere Modelle mit ein. Deshalb gilt sie mitunter als Erfinderin der Bremsbeläge.

Bewusster Umgang

Heute sind Autos kaum noch wegzudenken. Ob Bertha Benz sich im Klaren war, wie diese Erfindung weltweit einschlagen würde?

Jedenfalls hat sich seither viel verändert. Während Bertha Benz die Menschen zum Gebrauch des Automobils ermuntern musste, reizt es heute beinah, Menschen einen nicht ganz so übermäßigen Gebrauch ihrer Fahrzeuge ans Herz zu legen - oder wenigstens einen bewussteren Umgang damit.