Frauenrollen Pionierinnen

Mutige Frauen in Männerwelten

Mutige Frauen in Männerwelten

Judith, Susanna und Artemisia Gentileschi - unterschiedliche Epochen, ähnliche Geschichten: Frauen stellten sich mutig männlicher Unterdrückung und Gewalt entgegen.

Eine Frau rettet ein Volk

Judith ist eine starke Persönlichkeit aus dem Alten Testament. Sie wird als schön, erotisch, reich, klug, fromm und zeitgleich als gefährlich und knallhart beschrieben – eine Mischung, die Männern teilweise Furcht einflößte. Nachdem ihr Mann verstorben war, kümmerte sich Judith selbst um die Besitztümer und führte ein freies Leben. Dann wurde ihre Stadt bedroht und die Männer gaben bereits alle Hoffnung auf Rettung auf. Judith erkannte, dass sie selbst aktiv werden musste.

So putzte sie sich heraus und begab sich mit einer Dienerin ins feindliche Heerlager. Dort verlangte sie, mit dem Heerführer, Holofernes, zu sprechen. Judith wickelte ihn mithilfe ihrer Schönheit, Klugheit und Redegewandtheit gekonnt um den Finger. Schlussendlich trennte Judith Holofernes mit seinem eigenen Schwert den Kopf ab und die Stadt und ein ganzes Volk waren gerettet.

Biblische Frauen und die Kirche

In der Bibel finden sich übrigens noch weitere Geschichten über außergewöhnliche Frauen, die sich in patriarchalisch geprägten Strukturen behaupten konnten. Nur werden diese Persönlichkeiten von der Kirche weniger gefeiert, seltener erwähnt und schneiden in manchen Übersetzungen schlechter ab, als in Originaltexten. Eine männliche Geschichtsschreibung, hier durch die Institution der Kirche, sorgte dafür, diese Frauen kleiner zu halten, als sie waren.

Mut NEIN zu sagen

Ein weiteres Beispiel ist die Geschichte der Susanna: Zwei Richter wollten unbedingt die schöne, verheiratete Susanna verführen. Sie stellten ihr nach und drangen in ihren Privatbereich ein. Heute würde man sagen, diese Frau wurde von zwei älteren Männern gestalkt. Susanna ließ sich jedoch nicht unterkriegen, weder durch Drohungen noch durch Einschüchterungen.

Ihr Nein blieb ein Nein – sie wollte sich den beiden Männern nicht hingeben. Diese bezichtigten sie daraufhin des Ehebruchs, führten selbst den Prozess gegen sie und verurteilten sie zum Tode.

Gerettet wurde Susanna schließlich durch Daniel, der beide Richter getrennt voneinander befragte. So konnte er Ungereimtheiten in deren Aussagen feststellen und ihre Lügen entlarven.

Pionierin der Malerei

Eine Malerin, die Judith und Susanna gekonnt in Szene setzte, war Artemisia Gentileschi (1593–1653), die bedeutendste Malerin des Barocks. Ihr Talent wurde früh von ihrem Vater entdeckt, der selbst Maler war. Aufgrund ihres großen Talents schaffte es Artemisia, als erste Frau an der bekannten Kunstakademie in Florenz aufgenommen zu werden. Zu jener Zeit war es alles andere als selbstverständlich, dass eine Frau als Malerin ernst genommen wurde.

Sie selbst musste harte Prüfungen in ihrem Leben über sich ergehen lassen. Als junge Frau wurde sie vergewaltigt. Abgesehen von dem Trauma war das eine gesellschaftliche Katastrophe: die Reinheit und Jungfräulichkeit galt damals als allerhöchstes Gut auf dem Heiratsmarkt. Und eine Ehe war das oberste Ziel einer ehrwürdigen Frau.

Ihrem Vergewaltiger wurde der Prozess gemacht. Wie Susanna wurde auch Artemisia von älteren Männern begehrt und musste sich schließlich einem Prozess stellen. Um den Wahrheitsgehalt ihrer Aussage zu überprüfen, wurde Artemisia bei ihrer Aussage mit Daumenschrauben gefoltert und sie musste eine entwürdigende Untersuchung über sich ergehen lassen. Ihr Vergewaltiger wurde aus der Stadt verbannt und Artemisia heiratete einen Maler, um ihre Reputation wiederherzustellen.

Vielleicht war diese Erfahrung ausschlaggebend für ihre Vorliebe für starke, biblische Frauen. Ein bekanntes Bild, Judith enthauptet Holofernes, entstand jedenfalls kurze Zeit nach dieser Episode und wird als persönliche Abrechnung beschrieben. Weitere Bilder zeigen Susanna, wie sie beim Baden genötigt wird. Artemisia wusste, wovon sie malte. Sie selbst stellte sich als Märtyrerin dar, als eine Frau, die für ihre Überzeugung körperliches Leid auf sich nahm.

Mut und Durchhaltevermögen

Judith, Susanna und Artemisia mussten sich in einer von Männern dominierten Welt behaupten. Als Frau war das keine Selbstverständlichkeit. Diese Frauen bewiesen Mut und Durchhaltevermögen in überaus schwierigen Situationen und traten für ihre Überzeugungen ein. Ihre Geschichten machen Mut, sich nicht unterkriegen zu lassen und für sich selbst einzustehen.

Literaturhinweise:

  • Janssen, Susanne und Susanne Breit-Kaßler. 2018. Die großen Töchter Gottes. Starke Frauen der Bibel. Leipzig: edition chrismon und Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft.
  • Jones, Jonathan. 2020. Artemisia Gentileschi. London: Laurence King Publ.