Klischees

Blutgräfin

Blutgräfin

Blut - es gilt als Lebenssaft, als Lebenselixier. Rund um den Globus finden sich die unterschiedlichsten Rituale, die mit Blut zu tun haben, von der Blutsbrüderschaft bis zum Blutsopfer und vielem mehr.

Um das Blut ranken sich auch zahlreiche Mythen und Legenden. Eine davon besagt, dass Blut eine ewige Quelle der Jugend sei. Daher rühren wohl auch die Geschichten von Bluttrinkern und Blutbädern. Um den Jungbrunnen Blut, das damit verbundene Blutvergießen und um Blutbäder geht es auch in diesem Beitrag.

Die Blutgräfin

Sie stammte aus einer der einflussreichsten Familien Ungarns: Elisabeth bzw. Erzsébet Báthory (1560-1614). Im Volksmund ist sie besser bekannt als die Blutgräfin.

Sie soll im Blut junger Frauen gebadet und in einem regelrechten Blutrausch gelebt haben. Laut Überlieferung wurden über 600 junge Frauen getötet, um durch deren Blut die Jugend der Gräfin und ihren extravaganten, wenn auch zweifelhaften Lebensstil zu erhalten.

Blut und ewige Jugend

Die Geschichte der Gräfin Elisabeth Báthory nimmt einen herausragenden Platz in der Geschichte osteuropäischer Ungeheuerlichkeiten ein. Sie gilt als die erfolgreichste Mörderin der Menschheit und wird beschuldigt, auf der Suche nach ewiger Jugend Jungfrauen gequält, ihnen mit den Zähnen das Fleisch vom Leib gerissen und sich in ihrem Blut gebadet zu haben.

In der kleinen Stadt Čachtice am Fuße der Karpaten verschwanden Ende des 16. Jahrhunderts immer wieder Mädchen. Was ist wohl aus ihnen geworden? Auf der gleichnamigen Burg herrschte damals eine Frau: Elisabeth Báthory. Nach dem Tod ihres Mannes war sie die Gutsherrin und wurde immer mächtiger und reicher. Bald hieß es, die Gräfin habe die verschwundenen Mädchen auf dem Gewissen.

Nicht nur auf ihrem Anwesen Burg Čachtice in der heutigen Slowakei, sondern auch in Wien, wo sie die Winter verbrachte, soll sie Mädchen gequält und ausbluten lassen haben. Diener sollen aufs Land geschickt worden sein, damit sie auch in ihrem Wiener Palais genügend Blut für ihre Bäder zur Verfügung hatte.

Anklage & Urteil

Dafür wurde sie vor Gericht gestellt und als Serienmörderin verurteilt. Sie selbst wurde während des Prozesses nicht befragt. Aber ihre Dienerinnen wurden gefoltert, schließlich zu Aussagen gezwungen und zum Tode verurteilt. Báthory erhielt lebenslangen Hausarrest. Vier Jahre später starb sie.

Insgesamt soll sie etwa 600 Morde an jungen Frauen begangen haben. Dies brachte ihr einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde als produktivste Serienmörderin ein.

Opfer einer Intrige?

Es gibt jedoch auch Stimmen, die diese Version anzweifeln und darin eine Intrige gegen das Haus Báthory und gegen die Person Elisabeths sehen. Wäre es möglich, dass es sich um eine perfide politische Intrige handelte?

Es war die Zeit der Pest. Elisabeth Báthory galt als gebildet und heilkundig. Damals gab es einige Heilmethoden, die mit Foltermethoden vergleichbar waren. Manche sehen darin des Rätsels Lösung.

Hinzu kam, dass Elisabeth Báthory Calvinistin war. Dies trug zum Misstrauen der umliegenden lutherischen und katholischen Familien bei. Noch gewichtiger war: Mit der Zeit machte sich die Gräfin mächtige Feinde: die Habsburger, die bei ihr Schulden hatten. Wollten sie die Schulden und gleichzeitig die Gräfin durch eine Intrige loswerden?

Resümee

Eine mächtige Frau, bei der die Habsburger in der Kreide standen, eine hochgebildete Frau, eine Frau, die ihren eigenen Weg ging. Das passte wohl nicht in das Weltbild vieler ihrer Zeitgenossen. Allerdings erscheinen erhaltene Berichte von Zeitzeugen als durchaus glaubwürdig.

Fest steht: das Bild einer Frau, die Blut trinkt und darin badet, um Unsterblichkeit oder ewige Jugend zu erlangen, das beflügelte die Fantasie vieler Menschen. Schon zu Lebezeiten gab es zahlreiche Legenden und Erzählungen und das Interesse an ihr bleibt ungebrochen. Noch heute werden Filme über sie gedreht oder Computerspiele darüber entwickelt.

Heute wird davon ausgegangen, dass sie sehr wohl Opfer einer Intrige wurde. Sicher scheint aber auch, dass sie brutal und sadistisch veranlagt war. Damit ist aber weder ihre Schuld noch ihre Unschuld bewiesen.

Literaturhinweise:

  • Axelrod, Gerald. 2011. Die Geheimnisse der Blutgräfin Elisabeth Bathory: Ihr Leben mit Fotografien aus der Slowakei, Österreich und Ungarn. Stürtz.
  • Braun, Christina von & Christoph Wulf (Hrsg.). 2007. Mythen des Blutes. Campus Verlag.
  • Craft, Kimberly L. 2014. Infamous Lady: The True Story of Countess Erzsébet Báthory. Independent Publishing Platform.
  • Farin, Michael. 1989. Heroine des Grauens: Wirken und Leben der Elisabeth Báthory in Briefen, Zeugenaussagen und Phantasiespielen. Kirchheim.
  • Kürti, László. 2009. The symbolic construction of the monstrous - The Elizabeth Bathory story, Narodna umjetnost 46.1, S. 133-159.
  • Santos, Cristina. 2014. Slippery When Wet: Madness and Eroticism in the Bloody Countess Elizabeth Bathory, In: And Then the Monsters Come Out. Leiden: Brill, S. 87–94.