Philosophie

Philosophisches Quartett II

Philosophisches Quartett II

Im zweiten Teil der Reihe Philosophisches Quartett steht die britische Philosophin Philippa Foot (1920-2010) im Mittelpunkt. Wie ihre enge Freundin Elizabeth Anscombe hat auch sie sich intensiv mit dem Begriff der Ethik befasst.

Werdegang der Grande Dame der Tugendethik

Philippa Foot, geborene Bosanquet, wurde in einem kleinen Dorf in der Nähe von Durham in England geboren. Sie war die Enkelin des amerikanischen Präsidenten Grover Cleveland. Ihre Mutter, Esther Cleveland, war das erste Kind eines US-Präsidenten, das im Weißen Haus geboren wurde. Ihr Vater, William Bosanquet, leitete ein Stahlwerk in Yorkshire.

Philippa Foot studierte Philosophie, Politik und Wirtschaft in Oxford. Ab 1947 unterrichtete sie an ihrem College in Somerville, wurde 1949 erste Dozentin für Philosophie und 1967 stellvertretende Rektorin. Es folgten Gastprofessuren in Berkeley, Cornell, Princeton und Stanford.

Sie stellen einem Philosophen eine Frage und nachdem er oder sie eine Weile geredet hat, verstehen Sie Ihre Frage nicht mehr.

  • Philippa Foot - aus: Philosophers, von Steve Pyke, 1993.

1976 wechselte sie an die University of California in Los Angeles. Dort wirkte sie 15 Jahre lang bis zu ihrer Emeritierung. In dieser Zeit verhalf sie der Philosophischen Fakultät zu internationalem Ansehen.

Einen Menschen für viele opfern?

Philippa Foot ist vor allem für das Trolley-Problem bekannt. Dabei handelt es sich um ein ethisches Dilemma: Eine Straßenbahn rollt auf fünf Personen zu und droht sie zu überrollen. Indem die Weiche umgestellt wird, können die fünf Personen gerettet werden. Aber auch dort befindet sich eine Person. Ist es nun zulässig, diese Person zu “opfern”, ihren Tod in Kauf zu nehmen, um fünf andere Personen zu retten?

Es gibt durchaus Menschen, die es für gerechtfertigt halten, die Straßenbahn umzuleiten. Wenn wir nun das Gedankenexperiment in einen anderen Kontext stellen, gehen die Meinungen jedoch weiter auseinander und lassen eine solche Handlung meist als unzulässig erscheinen: Was wäre, wenn durch den Tod eines Gesunden fünf Menschen durch Organspende gerettet werden könnten?

Delikate ethische Fragen: Abtreibung und Sterbehilfe

Philippa Foot verfasste wegweisende Werke zu den Themen Abtreibung und Sterbehilfe und den damit verbundenen moralischen Dilemmata. Generell hielt sie die Klärung der Frage, ab wann ein Fötus moralische Rechte hat, für ein unlösbares Problem. Ohne eine Klärung dieser Frage könne laut ihr aber auch die Abtreibungsdebatte nicht gelöst werden.

Wenn die Marsmenschen die Schriften der Moralphilosophen als Leitfaden für die Vorgänge auf diesem Planeten nehmen, werden sie bei ihrer Ankunft einen Schock erleben.

  • Philippa Foot - aus: Virtues and Vices: and other essays in moral philosophy, 2002, S. 186.

Euthanasie definierte sie als Tötung zum Wohle des betroffenen Individuums und stellte die Frage, ob eine solche Handlung überhaupt zulässig sein kann. Kann es für einen Menschen jemals gut sein, seines Lebens beraubt zu werden? Philippa Foot versuchte daher zu bestimmen, was ein gutes Leben für einen Menschen ist.

Über Moral und Ethik

Wie rational ist Moral? Eine zentrale Frage war, ob rationale Akteure notwendigerweise aufgrund moralischer Urteile handeln. Sie fragte nach der moralischen Motivation des Handelns bzw. nach der Motivation, die dem Handeln eines Akteurs zugrunde liegt.

Philippa Foot verfasste zahlreiche Beiträge zur Metaethik, zur angewandten Ethik, aber auch zur Moralpsychologie. Außerdem schrieb sie die Monographie Natural Goodness (2001; dt. Die Natur des Guten, 2004) zum Thema Moralphilosophie. In diesem Buch argumentierte sie, dass das Laster ein natürlicher Defekt und die Tugend die Güte des Willens sei.

Philippa Foot verwies in ihrem Werk auf die Tugenden der Nächstenliebe und der Gerechtigkeit. Sie unterteilte die Tugenden in drei Stufen:

  1. Eine Tugend ist eine Disposition des Willens;

  2. eine Tugend ist von irgendeinem Nutzen für andere oder für sich selbst;

  3. eine Tugend ist eine Form der Korrektur der allgemeinen schlechten Tendenz des Menschen.

Schon in der Antike stellten sich große Philosophen die Frage, was ein gutes und damit glückliches Leben ausmacht. Ihre Antwort: Das Leben muss tugendhaft sein. Einer der bekanntesten Vertreter der Antike, dessen Erkenntnisse zur Tugendethik bis heute als Klassiker gelten, war Aristoteles. Auf ihn bezogen sich auch Philippa Foot und Elizabeth Anscombe, aber auch andere Denker*innen.

Literaturhinweise:

  • Foot, Philippa. 2004. Die Natur des Guten. Suhrkamp.
  • Hacker-Wright, John. 2013. Philippa Foot’s Moral Thought. UK: Bloomsbury Academic.
  • Lipscomb, Benjamin J. Bruxvoort. 2021. The Women are Up to Something: How Elizabeth Anscombe, Philippa Foot, Mary Midgley, and Iris Murdoch Revolutionized Ethics. Oxford University Press.
  • Mac Cumhaill, Clare & Rachael Wiseman. 2022. The Quartet: Wie vier Frauen die Philosophie zurück ins Leben brachten. C.H.Beck.
  • Reuter, Michael & Thomas Hoffmann (Hrgs.). 2010. Natürlich gut: Aufsätze zur Philosophie von Philippa Foot. Ontos.

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