Klischees

Gewalt gegen Frauen

Gewalt gegen Frauen

Die Formen der Gewalt sind vielfältig und reichen von physischer, psychischer, sexualisierter und ökonomischer Gewalt bis hin zu sozialer Isolation, Diskriminierung, Stalking, Mobbing, menschenfeindlicher Sprache und vielem mehr.

Der 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. In diesem Beitrag wird das Thema der geschlechtsspezifischen Gewalt näher beleuchtet.

Häusliche Gewalt

Häusliche Gewalt zielt auf die Durchsetzung eigener Interessen, auf Kontrolle und Beherrschung des Partners bzw. der Partnerin. Sie ist in der Regel kein einmaliges Ereignis.

Die Mauern eines Hauses sind eher ein Hindernis für eine Frau als ein Schutz.

Die so genannte Gewaltspirale beginnt schleichend mit verbalen Demütigungen, gefolgt von Drohungen, die schließlich in körperliche Gewalt eskalieren. Es folgen Entschuldigungen und Liebesbekundungen des gewalttätigen Partners, die die Situation entspannen, bevor es zu einer erneuten, meist heftigeren Eskalation bis hin zu Tötungsdelikten kommt.

Diese Art der Tötung wird als Femizid bezeichnet. Femizid bedeutet, dass eine Frau von einem Mann getötet wird, weil sie eine Frau ist. Häufig werden Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Aber auch Ehrenmorde, bei denen eine Frau angeblich Schande über die Familie gebracht hat, gezielte Abtreibungen von Mädchen oder Kindstötungen gehören dazu.

Obwohl Männer insgesamt viel häufiger getötet werden als Frauen, werden Männer selten getötet, nur weil sie Männer sind. Frauen hingegen schon. Jeden Tag wird ein Mordversuch an einer Frau verübt, jeden dritten Tag gelingt ein Femizid.

Täter-Opfer-Umkehr

Eine gefährliche Strategie der Ablenkung und Manipulation ist die Täter-Opfer-Umkehr. Ein gängiger Mythos in diesem Zusammenhang ist, dass nur junge, attraktive Frauen, die sich zu aufreizend kleiden oder zu provokativ verhalten, Opfer sexualisierter Gewalt werden.

Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt.

  • Aus: Erlkönig, 1782, von Johann Wolfgang von Goethe.

Haben Sie auch schon Sätze gehört wie: “Hast du nicht gesagt, dass du das nicht willst” oder “Was erwartet sie denn, wenn sie sich so verhält”?

Solche oder ähnliche Kommentare hören vor allem Frauen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Obwohl sie die Opfer sind, müssen sie sich für das, was ihnen angetan wurde, rechtfertigen.

Beispielsweise wird ihnen unterstellt, sie hätten eine Vergewaltigung selbst provoziert. Damit wird der Blick von den Tätern auf die Opfer gelenkt und den Tätern die Verantwortung für ihr eigenes Handeln abgesprochen. Dies wird als Täter-Opfer-Umkehr bezeichnet.

Rollenerwartungen

Es gibt aber auch andere Formen von Gewalt, die auf den ersten Blick nicht als solche erkannt werden. Viele Frauen mussten sich im Laufe der Zeit den bestehenden Rollenerwartungen und gesellschaftlichen Normen beugen. Ihr oberstes Ziel war es meist, eine gute Ehefrau und Mutter zu werden, nicht sich selbst zu verwirklichen oder gar ihre Talente zu entfalten.

Dennoch haben Frauen im Laufe der Jahrhunderte bedeutende Entdeckungen und Errungenschaften gemacht. Doch kaum jemand kennt ihre Namen, denn die Leistungen von Frauen wurden oft verschwiegen. Es ist daher an der Zeit, ihnen Raum zu geben und den Heranwachsenden, Mädchen wie Jungen, mehr als nur festgefahrene Stereotypen zu präsentieren.

Einseitige Diäten

Zu den festgefahrenen Stereotypen gehören auch alternative Lebensentwürfe oder queere Menschen, die häufig angefeindet werden. Nach wie vor nimmt die Gewalt gegen queere Menschen zu.

Eine Hauptursache philosophischer Krankheiten – einseitige Diät: man nährt sein Denken mit nur einer Art von Beispielen.

Ein weit verbreitetes Vorurteil ist mitunter auch, dass nur Frauen Opfer häuslicher Gewalt werden. Aber auch Kinder, Männer und Senioren leiden darunter, und nicht immer sind es ausschließlich Männer, die gewalttätig werden.

Gewalt gegen Männer?

Undenkbar, dass ein Mann von einer Frau geschlagen wird? Dass ein Mann Opfer häuslicher Gewalt wird? Nun, auch Frauen können gewalttätig und aggressiv sein.

Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland ein bis zwei Fünftel der von häuslicher Gewalt betroffenen Personen Männer sind. Die Dunkelziffer liegt vermutlich höher, da Männer noch seltener über erlittene Gewalt sprechen als Frauen.

Schrecklich immer, auch in gerechter Sache, ist Gewalt.

.

Literaturhinweise:

  • Gottschalk, Christiane. 2014. Die Verletzlichkeit der Menschenwürde am Beispiel sexualisierter Gewalt gegen Frauen. Lit.
  • Lamnek, Siegfried, Jens Luedtke & Ralf Ottermann. 2006. Tatort Familie: Häusliche Gewalt im gesellschaftlichen Kontext. VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Russell, Diana E.H. & Jill Radford. 1992. Femicide: The Politics of Woman Killing. Twayne.
  • Schwithal, Bastian. 2005. Weibliche Gewalt in Partnerschaften: Eine synontologische Untersuchung. B. Schwithal.
  • Wischnewski, Alex, Marlene Pardeller, Merle Dyroff, Sabine Maier (Hrgs.). 2023. Feminizide: Grundlagentexte und Analysen aus Lateinamerika. Verlag Barbara Budrich.

.

Verwandte Beiträge: