Was macht eine “gute” Frau aus? Jede Epoche und jede Kultur hat ihre eigenen Ideale. Bestimmte Idealvorstellungen finden sich jedoch immer wieder: Tugendhaft, gehorsam und kinderreich sollen Frauen sein.
Doch wie oft können Ideale tatsächlich gelebt werden? Und was haben diese Ideale überhaupt mit der Realität zu tun? Deshalb begeben wir uns auf eine etwas andere Spurensuche in den Weiten der Geschichte.
Drei Frauen, drei Epochen, drei etwas andere Ideale - über Sex, gebildete Frauen und verhängnisvolle Laster. Es folgt eine Kuriositätensuche in drei Akten.
Lebe, liebe, vergnüge dich! Es gab durchaus Frauen, die es krachen ließen und sich dafür nicht schämten. Im Alten Ägypten soll es beispielsweise ziemlich wild zugegangen sein: Trinkgelage, Komasaufen, wilder Sex …
So ist auf einer Grabinschrift zu lesen, dass eine gewisse Chratiankh es liebte, sich zu betrinken und dann mit ihrem Mann zu schlafen, während die Dienerinnen musizierten. Es kam aber auch vor, dass sich Chratiankh mit den Dienerinnen vergnügte.
Ich war eine Hohepriesterin der Trunkenheit, eine, die gute Tage liebte und sich täglich im Morast bewegen wollte [= Sex haben wollte], mit Myrrhe gesalbt und nach Lotus duftend.
Außer dieser Inschrift ist nichts über Chratiankh bekannt. Zumindest scheint sie ihr Leben in vielerlei Hinsicht genossen zu haben.
Wer hat Angst vor einer gebildeten Frau? Kluge Frauen waren und sind nicht überall gern gesehen. So erging es auch Kassia, die im 9. Jahrhundert unserer Zeitrechnung in Konstantinopel lebte.
Kassia, geboren um 810, war eine auserwählte Frau, die der byzantinische Kaiser Theophilos zu seiner Frau machen wollte. Doch sie war ihm zu gebildet, weshalb er sie vom Hof jagte.
Heute ist sie dafür bekannt, dass sie später zur ersten nachweisbaren Komponistin des Abendlandes wurde. Den Rest ihres Lebens verbrachte sie nämlich in einem Kloster und verfasste zahlreiche geistliche und weltliche Kompositionen.
Ihre Texte und Melodien sind bis heute erhalten geblieben. Dazu gehört auch das autobiographische Kyrie, die gefallene Frau, das im orthodoxen Gottesdienst noch heute gesungen wird.
Dass Laster zu einem frühen Tod führen können, ist bekannt. Aber manchmal sind die Umstände so tragisch, dass sie vor der Öffentlichkeit verborgen werden.
Die wahren Todesumstände der jungen Erzherzogin Mathilde von Österreich (1849-1867) wurden lange Zeit verschwiegen. Heute weiß man, dass ein strenges Rauchverbot und ihr heimliches Laster daran schuld waren.
Ihr Vater hatte ihr das Rauchen verboten, und so frönte Erzherzogin Mathilde heimlich ihrem Laster. Im Mai 1867 zündete sie sich kurz vor einem Theaterbesuch eine Zigarette an, hörte Schritte auf dem Gang und versteckte die Zigarette hinter ihrem Rücken.
Innerhalb von Sekunden stand sie in Flammen - ihr Musselinkleid war mit leicht entzündlichem Glycerin getränkt. Wenige Tage später, im Alter von 18 Jahren, erlag sie ihren Verbrennungen.
Frauenbilder haben sich in den letzten Jahrhunderten und Jahrzehnten stark gewandelt. Dennoch gibt es Ideale, die wie unsichtbare Gespenster über uns schweben.
Diese Schreckgespenster lassen viele immer noch glauben, dass wir alle Erwartungen, die die Gesellschaft an uns stellt, erfüllen müssen. Dabei würde es oft schon genügen, die eigenen Erwartungen an sich selbst und an das Leben zu erkennen und denen auch nur annähernd gerecht zu werden.
Literaturhinweise: