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Zeitlos aktuell

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Sie schrieb Weltliteratur: die Schwedin Selma Lagerlöf (1858-1940). Sie war die erste Frau, die den Nobelpreis für Literatur erhielt. Später wurde sie als erste Frau in die Schwedische Akademie der Wissenschaften berufen, die für die Vergabe der Nobelpreise zuständig ist.

Das größte Glück ist, an sich selbst zu glauben.

  • Selma Lagerlöf

Selma Lagerlöf stammte aus einer gutsituierten Familie. Gegen den Willen ihres Vaters ging sie nach Stockholm, um ein Mädchengymnasium zu besuchen. Anschließend ließ sie sich zur Lehrerin ausbilden.

Von der Lehrerin zur Autorin von Weltliteratur

Während ihrer Zeit als Lehrerin schrieb sie ihren ersten Roman Gösta Berling (1891). Er handelt von einem trunksüchtigen Pfarrer, der sich nicht mehr um seine Schäfchen kümmert, schließlich seines Amtes enthoben wird und ein Leben mit Glücksspiel und Liebesabenteuern führt. Das Buch verkaufte sich anfangs nur mäßig, heute ist es eines der meistgelesenen Bücher Schwedens.

Wer mit sich selbst in Frieden leben will, muß sich so akzeptieren, wie er ist.

  • Selma Lagerlöf

1895 gab sie ihre Lehrtätigkeit auf und unternahm eine ausgedehnte Reise durch Südeuropa. Ihre Eindrücke verarbeitete sie in ihrem zweiten Roman Die Wunder des Antichrist (1897).

Ihren größten Erfolg als Romanautorin feierte Selma Lagerlöf mit ihrem zweibändigen Werk Jerusalem (1901-1902). Darin schildert sie die religiös motivierte Auswanderung schwedischer Bauern nach Jerusalem. Der Roman beruht auf historischen Tatsachen, die schwedische Kolonie in Jerusalem hat sie selbst besucht.

Nils Holgersson

Dann beauftragte sie der schwedische Lehrerverband, ein Porträt Schwedens für Schulkinder zu schreiben. Daraus entstand das weltberühmte Werk Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen (1906).

Das Buch beschreibt nicht nur die verschiedenen Landschaften Schwedens, wie es sein eigentlicher Auftrag war, sondern es ist auch ein moralisches Werk. Nils Holgersson ist ein ungezogenes Kind, das zur Strafe in einen Wichtelmann verwandelt wird, der mit den Wildgänsen durch Schweden zieht. Nach einer moralischen Läuterung wird er wieder ein Mensch.

Schenken heißt, einem anderen das geben, was man selber gern behalten möchte.

  • Selma Lagerlöf

Manche Kritiker halten ihre Werke für zu naiv, andere sehen in ihnen eine gekonnte Mischung aus gut recherchierten Mythen, der Schilderung ländlicher Lebensverhältnisse und psychologischem Feingefühl. Schon zu Lebzeiten wurde ihr Werk gewürdigt: 1909 erhielt Selma Lagerlöf als erste Frau den Nobelpreis für Literatur, 1914 wurde sie als erste Frau Mitglied der Schwedischen Akademie. Außerdem erhielt sie Ehrendoktorwürden.

Gesellschaftspolitisches Engagement

Selma Lagerlöf engagierte sich in Frauenfragen, hielt Reden über die Stellung der Frau und setzte sich für das Frauenwahlrecht ein. Dass eine weltberühmte Frau dies tat, erregte Aufmerksamkeit.

Dann kam die Zeit des Nationalsozialismus. Selma Lagerlöf beteiligte sich an der Rettung jüdischer Flüchtlinge aus Deutschland. Als die Bevölkerung des Nachbarlandes Finnland im Winterkrieg 1939 schwer getroffen wurde, stellte Selma Lagerlöf ihre Nobelpreis-Goldmedaille zur Verfügung, um den Finnen im Kampf gegen die angreifenden Sowjets zu helfen.

Gut gehütetes Geheimnis

Ihre engsten und liebsten Vertrauten waren zwei Frauen: Sophie Elkan und Valborg Olander. Sophie Elkan (1853-1921) war selbst Schrifstellerin, mit der sie Bücher besprach und über alles reden konnte. Valborg Olander (1861-1943) hielt Selma Lagerlöf den Rücken frei, indem sie ihre wichtigste Mitarbeiterin wurde, ihre Korrespondenz erledigte und ihre Texte korrigierte.

Die Frauen waren überaus eifersüchtig aufeinander. Es entstand eine Dreiecksbeziehung, in der die gegenseitige Zuneigung diskret in Briefen ausgelebt wurde. Die zahlreichen Briefe durften laut Verfügung frühestens 50 Jahre nach Selma Lagerlöfs Tod veröffentlicht werden. Sie wollte allen Beteiligten und Erwähnten die Möglichkeit geben, bis dahin selbst das Zeitliche zu segnen.

Literaturhinweise:

  • Kaiser, Maria Regina. 2020. Selma Lagerlöf. Die Liebe und der Traum vom Fliegen. Romanbiografie. Südverlag.
  • Lagerlöf, Selma. 2016. Liebe Sophie, liebe Valborg: eine Dreiecksgeschichte in Briefen. Herausgegeben von Holger Wolandt. Urachhaus.
  • Olk, Claudia & Susanne Zepp (Hrsg.). 2019. Nobelpreisträgerinnen: 14 Schriftstellerinnen im Porträt. De Gruyter.
  • Wolandt, Holger. 2015. Selma Lagerlöf. Värmland und die Welt, eine Biografie. Urachhaus.

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