Zwei afrikanische Frauen, Leymah Gbowee und Ellen Johnson Sirleaf, kämpften gegen den Bürgerkrieg in Liberia und erhielten dafür den Friedensnobelpreis.
Korruption, Unterernährung, Malaria, Parasiten, aber auch Genitalverstümmelungen, Sexsklavinnen, Massenvergewaltigungen, Kindersoldaten - Liberia blickt auf dunkle Jahre zurück. Einige Frauen versuchten, etwas mehr Licht in all das Elend zu bringen - kein leichtes Unterfangen, doch konnten sie einiges bewirken.
1815/6 begann Amerika damit, ehemaligen Sklaven aus den USA nach Afrika zurückzuführen, obwohl viele von ihnen in den USA geboren worden waren. In Afrika wurde ihnen nicht, wie utopischerweise angenommen, das fruchtbare Land einfach überlassen. Stattdessen wurden sie selbst zu Kolonialisten: Die einstigen Sklaven schlossen Verträge mit Häuptlingen, setzten ihre Interessen notfalls mit Gewalt durch.
In Erinnerung an ihre neugewonnene Freiheit nannten sie ihr Land Liberia. Anfangs war dieses Land sogar einem US-Gouverneur unterstellt. Die sogenannten Amerikoliberianer beherrschten dieses Gebiet bis in die 1980er Jahre, die Indigenen hatten kaum bis kein Mitspracherecht. 1980 ergriff dann ein Militärherrscher, Samuel Doe, die Macht. Es folgte ein Bürgerkrieg, der vierzehn Jahre andauerte. Dessen Folgen sollten allerdings noch viel länger spürbar bleiben.
Ellen Johnson Sirleaf (*1938) heiratete bereits mit 17 Jahren. Ihr Fleiß brachten ihr ein Stipendium in den USA ein, wohin sie mit ihrem Mann zum Studium ging. Nach Liberia zurückgekehrt, bekleidete sie einen Regierungsposten im Finanzsektor. Doch der wirtschaftliche Aufschwung Liberias stockte zu der Zeit.
Hinzu kam häusliche Gewalt: Ihr Mann war eifersüchtig und hatte Probleme damit, dass seine Frau in einer Männerwelt Fuß fassen konnte und aufstieg. Es kam zur Scheidung. Dann brach in Liberia das Chaos aus.
Leymah Gbowee (*1972) erlebte diese Zeit des Aufruhrs als Zeit der Todesangst. Aus nichtigen Gründen wurden Menschen auf offener Straße erschossen. Es kam zu Massakern, Belagerungen und Hunger. In der Zeit lernte sie einen Mann kennen und lieben. Genau wie Ellen Johnson Sirleaf sah sie sich zunehmend häuslicher Gewalt und Eifersucht ausgesetzt.
Aufgrund der angespannten politischen Situation mussten Leymah Gbowee und ihre Familie fliehen. Bei ihren Schwiegereltern, die Leymah Gbowee nie akzeptierten, fanden sie Unterschlupf. Dann floh sie mit ihren Kindern vor ihrem Mann und ging zurück in Liberias Hauptstadt.
In der Folge setzte sie sich für die Menschen ein, die im Bürgerkrieg Traumata und psychische Wunden erlitten hatten. Auf ihren Rundreisen sah sie das ganze Ausmaß der Unruhen: Alles lag in Trümmern, Felder lagen brach und die Menschen waren traumatisiert. Leymah Gbowee leitete Workshops für Frauen zur Traumabewältigung und kümmerte sich um Kindersoldaten.
Überfälle, Verschleppungen und Zwangsrekrutierungen standen nun auf dem Programm. Leymah Gbowee gründete ein Frauennetzwerk, in dem sich Christinnen und Muslima zusammenschlossen. Es war eine kleine Sensation, dass sich Anhängerinnen dieser beiden Religionen für ein gemeinsames Ziel, Frieden für ihr Land, verbündeten und Hand in Hand arbeiteten.
Nach mehreren Protesten und friedlichen Kundgebungen wurde ein Sexstreik ausgerufen. Alle Frauen wurden angehalten, solange den Männern Sex zu verwehren, bis sie zu Frieden bereit wären. Das brachte mediale Aufmerksamkeit. Als bei Friedensverhandlungen die Männer über Postenverteilung, Geld und Macht sprachen, setzte erneut ein friedlicher Sitzprotest der Frauen ein.
Ellen Johnson Sirleaf wollte für ihr Land da sein und entschloss sich, sich für das Amt der Präsidentin zu bewerben. Ihr wurden jedoch keine guten Chancen prognostiziert: Sie war eine Frau, besaß zu wenig Geld, war nicht mehr die Jüngste, galt als zu gebildet - das alles sprach gegen sie. Dennoch kandidierte sie und ging auf Wahlkampftour.
Ellen Johnson Sirleaf war erfolgreich und wurde 2005 zur ersten afrikanischen Staatschefin gewählt. 2006 führte man sie offiziell in das Amt der Präsidentin von Liberia ein. Bis 2018 blieb sie im Amt.
Während dieser Zeit als Staatschefin wurden ihr und der Frauenrechtlerin Leymah Gbowee eine besondere Auszeichnung verliehen. Im Jahr 2011 überreichte man Leymah Gbowee, Ellen Johnson Sirleaf und der Demokratieaktivistin Tawakkol Karman aus dem Jemen den Friedensnobelpreis.
Der Bürgerkrieg ist beendet, doch die Angst vor Gewalt ist geblieben. Sexualisierte Gewalt, häusliche Übergriffe, ungewollte Teenagerschwangerschaften und auch Korruption sind allgegenwärtig. Es bleibt noch ein langer Weg, die Gesellschaft und vor allem die Frauen in Liberia zu stärken.
Literaturhinweise:
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