Sie schuf das größte Bündnis Nordeuropas und damit eines der größten Reiche Europas - die dänische Königstochter Margarethe I. (1353-1412). Dabei war ihre ursprüngliche Bestimmung, im Hintergrund zu bleiben. Das Geheimnis ihrer Macht? Freundlichkeit und Geschick.
Margarethe wurde als jüngstes Kind des dänischen Königs geboren. Noch vor sie sechs Jahre alt wurde, wurde sie mit dem norwegischen König Haakon (um 1341-1380) verlobt. Das war im Mittelalter üblich, adelige Kinder wurden für politische Zwecke verwendet. Die Hochzeit fand einige Jahre später statt, als Margarethe erst zehn Jahre alt war.
Durch diese Heirat wurde Margarethe Königin von Norwegen. Ihr einziges Kind, Olav, gebar Margarethe im Alter von 17 Jahren.
Margarethe war 22 Jahre alt, als ihr Vater, der dänische König, starb. Die Thronfolge war ungeklärt und Margarethe begann einen ehrgeizigen Kampf um die Krone. Doch es gab einige Hürden zu überwinden: Damals konnten in Dänemark nur Männer gekrönt werden.
Doch Margarethe wählte einen klugen Schachzug: Sie präsentierte ihren minderjährigen Sohn Olav als Königsanwärter. Sie konnte den dänischen Reichsrat überzeugen und wurde so Mitregentin Dänemarks, da sie die Regierungsgeschäfte ihres unmündigen Sohnes übernahm.
Wenige Jahre später starb auch ihr Mann. Da ihr Sohn noch minderjährig war, übernahm Margarethe auch in Norwegen die Regentschaft bzw. wurde Mitregentin.
1387 folgte der nächste Schicksalsschlag: Ihr damals 17-jähriger Sohn Olav starb. Es schien, als würde sie damit alle Machtansprüche verlieren. Aber Margarethe war immer noch am Zug.
Sie bewies großes Verhandlungsgeschick: Mit ihrer freundlichen Art, gepaart mit großer Überzeugungskraft, gelang es ihr, den dänischen Adel dazu zu bewegen, sie zur Herrscherin zu wählen, obwohl dies für eine Frau nicht vorgesehen war.
Doch damit war ihr Ehrgeiz noch nicht am Ende. Denn der gleiche Geniestreich gelang ihr auch in Norwegen. Auch dort wurde sie Herrscherin, obwohl dies nur für männliche Thronfolger vorgesehen war.
Schon lange hegte sie Ambitionen auf die schwedische Krone. Da die Schweden mit ihrem Regenten unzufrieden waren, sah sie ihre Stunde gekommen. Sie verbündete sich mit mächtigen Adligen in Schweden und ließ sich zur Regentin wählen. Als der schwedische Herrscher sich widersetzte, zog sie erfolgreich gegen ihn in die Schlacht.
Nun war Skandinavien unter ihrer Herrschaft vereint: Dänemark, Norwegen, Schweden, Island, die Färöer, Shetland und Orkney. Nur konnte sie sich als Frau nicht regulär krönen lassen.
Aber sie schaffte es, als Frau und Herrscherin über die Landesgrenzen hinaus geschätzt und geachtet zu werden. Das war im weitgehend männerdominierten Mittelalter auch für eine Adlige und Königstochter keine Selbstverständlichkeit.
Margarethe wurde als Königstochter privilegiert geboren. Doch dass sie einmal die Geschicke Nordeuropas so aktiv lenken würde, hätte sich bei ihrer Geburt niemand träumen lassen.
Margarethe wurde als überaus freundlich und sanft beschrieben, doch wenn es darauf ankam, konnte sie ihre Ziele entschlossen durchsetzen. Sie besaß Verhandlungsgeschick, war Diplomatin, Feldherrin, Friedensstifterin.
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