Das alte Ägypten - Pyramiden, Hieroglyphen, der Nil als Lebensader. Dieses Reich der Antike wurde von Pharaonen regiert, manchmal auch von Pharaoninnen.
Die Gemahlinnen des Königs dienten ihm als sexuelles Gefäß. Einige von ihnen stiegen jedoch auf und wurden selbst zu den höchsten Entscheidungsträgerinnen. Eine von ihnen war Meret-Neith, deren Rolle zwar bis heute umstritten ist, die aber nach neuen Erkenntnissen weit mehr war als nur Königin und Gemahlin eines Pharaos. Die neuen Erkenntnisse stützen die Annahme, dass sie die erste Pharaonin im alten Ägypten war.
Meret-Neith lebte vor rund 4900 Jahren. Sie wurde mit außergewöhnlich reichen Grabbeigaben bestattet, mit Ehren, die sonst nur Pharaonen zuteil wurden. Inschriften belegen zudem, dass sie die Verantwortung über zentrale Regierungsämter innehatte - ein weiterer Hinweis darauf, dass sie mehr als nur eine Ehefrau war.
Sie herrschte in der Mitte der ersten Dynastie (3000–2890 v. Chr.). Das war die Zeit der Anfänge des ägyptischen Reiches, eine Zeit, in der die Herrschaft bzw. das Pharaonentum neu und grausam war. In den sogenannten Königslisten scheint Meret-Neith, auch Meritneith genannt, als diejenige auf, die die Regierungsgeschäfte für ihren Sohn führte.
Wahrscheinlich heiratete sie ihren Halbbruder, den späteren Pharao. Nach zwölfjähriger Herrschaft starb er, und Meret-Neith fand sich in der Position der Ehefrau, Königin, königlichen Mutter und Regentin für ihren königlichen Nachwuchs wieder.
In dieser Zeit übernahm sie die Regentschaft für ihren jungen Sohn, der den Thron seines Vaters bestieg. Nach dem Tod ihres Sohnes, vielleicht um einen Erbfolgekrieg zu vermeiden, wurde sie dessen Nachfolgerin. Damit wurde sie vermutlich die erste Pharaonin der Geschichte.
Als einzige Frau erhielt sie ein eigenes monumentales Grab auf dem ersten Königsfriedhof Ägyptens in Abydos. Die Grabkammer der Königin besteht aus acht Depots mit Grabbeigaben. Darunter befinden sich auch die Gräber von hohen Hofbeamten, Dienern und sogar Hunden der Königin. Solche Nebengräber waren damals bei männlichen Herrschern üblich. Meret-Neith selbst wurde in einem Sarkophag in der Mitte der Hauptgrabkammer beigesetzt. All dies war sonst nur den Pharaonen vorbehalten.
Unter den zahlreichen Grabbeigaben, die in jüngster Zeit entdeckt wurden, befinden sich Hunderte von Weinkrügen. Sie sind teilweise noch gut erhalten. Einige dieser Weinkrüge wurden noch versiegelt vorgefunden - sie enthielten Reste von 5000 Jahre altem Wein.
Jüngste Ausgrabungen bestätigen die Bedeutung der Meret-Neith, die als mächtigste Frau um 3000 v. Chr. gilt. Ein deutsch-österreichisches Team unter der Leitung der Archäologin Christiana Köhler von der Universität Wien erforscht derzeit das Grab der Meret-Neith.
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