Frauenrollen

Die Büchse der …

Die Büchse der …

Ambivalente Frauenbilder finden sich bereits in den ältesten erhaltenen Zeugnissen und haben bis heute Konjunktur. Mythen dienten seit jeher dazu, patriarchale Vorstellungen zu festigen und zu verbreiten. So auch im antiken Griechenland.

Erste Frau Griechenlands

Nach der griechischen Mythologie war Pandora die erste Frau, die von den Göttern erschaffen wurde. Sie wurde aus Lehm geformt und von den Göttern mit allerlei Gaben ausgestattet.

Die Götter meinten es gut mit Pandora und gestalteten sie verführerisch. Sie war schön, liebreizend, hatte eine angenehme Stimme, musikalisches Talent, war geschickt, aber auch übermütig und neugierig.

Zeus beauftragte Pandora mit einer besonderen Aufgabe: Sie sollte den Menschen ein Gefäß bringen, das heute als Büchse der Pandora bekannt ist. In diesem Gefäß befanden sich alle Übel der Welt. Zeus wollte die Menschen damit bestrafen.

Frau und Unheil

Doch es musste kommen, wie es kommen musste. Die wissbegierige Pandora war so neugierig, dass sie die Büchse trotz aller Warnungen selbst öffnete. Viel Übel und Elend, wie Armut, Krankheit und Trauer, entwichen. Pandora erschrak und schloss die Büchse schnell wieder. Nur die Hoffnung blieb zurück, alle Übel verbreiteten sich in der Welt.

Was lehrt uns diese Geschichte? Sie spiegelt die Wahrnehmung und Rollenzuweisung von Frauen in der griechischen Antike wider. Von den Göttern mit allerlei Gaben ausgestattet, galten Frauen letztlich als unzuverlässig und neugierig. Eine Frau brachte das Unglück über die Welt, weil sie zu neugierig war - so der Mythos.

Typisch Frau?

Neugierig und ungehorsam war die Frau also, brachte Unheil für die Welt, aber zum Glück blieb noch die Hoffnung für die Menschen. Solche Erzählungen erleichtern es natürlich, Frauen in gesellschaftliche Schranken zu weisen. Sie dienen als Rechtfertigung dafür, sie im Zaum zu halten, ein wachsames Auge auf sie zu haben und sie nicht mit allzu wichtigen Aufgaben zu betrauen …

Die Redewendung Büchse der Pandora wird heute verwendet, um auszudrücken, dass jemand durch sein Handeln anderen Schaden zufügt. Jemand nimmt durch sein Handeln negative Konsequenzen in Kauf, die sich unter Umständen verselbständigen. Die Redewendung steht für angerichtetes Unheil, das nicht wieder gut gemacht werden kann.

Literaturhinweise:

  • Catani, Stephanie. 2005. Das fiktive Geschlecht: Weiblichkeit in anthropologischen Entwürfen und literarischen Texten zwischen 1885 und 1925. Königshausen & Neumann.
  • Hartmann, Elke. 2007. Frauen in der Antike: weibliche Lebenswelten von Sappho bis Theodora. Beck.
  • Panofsky, Dora & Erwin Panofsky. 1956. Pandora’s Box: The Changing Aspects of a Mythical Symbol. Pantheon Books.
  • Schmeh, Klaus. 2007. Das trojanische Pferd: klassische Mythen erklärt. Haufe.
  • Thalberg, Antonius. 2023. Griechische Mythologie: Götter, Heroen und die zeitlosen Mythen der Antike. Kleinstadt Fachbuch- und Medienverlag.